10.10.2018-12.10.2018
Bericht von der Frankfurter Buchmesse

Der CvO-Leseclub ist erneut in der Jugendjury der Frankfurter Buchmesse


Um 9 Uhr starteten wir am Berliner Hauptbahnhof. Alles ist pünktlich und die vier Stunden Zugfahrt vergehen dank Pantomimespielen, zeichnen, lesen und quatschen wie im Fluge. Nach dem Einchecken in der Jugendherberge geht es sofort zur Messe! Erst genießen wir dort die Sonne auf der Agora, schauen ins Lesezelt, dann stürzen wir uns in die Hallen. Heute ist vor allem Zeit für eigene Erkundungen. Erst am frühen Abend treffen wir uns beim graphic novel Verlag reprodukt. Ein Klassiker in unserem Besuchsprogramm. Wir berichten von unseren Favoriten. Filip Kolek stellt uns die geplanten Projekte vor. Inzwischen ein Austausch unter Fachleuten. Dann reicht es aber auch! Im Sonnenuntergang schlendern wir vom Dom zum Main und bestaunen die Skyline... Fototermin! 11.671 Schritte liegen hinter uns! Wir sind wieder in der Jugendherberge angekommen, die Ukulele klimpert, die Chipstüten werden geöffnet, Werwolfkarten liegen in der Runde, die anderen Leseclubs trudeln ein, großes Wiedersehen und Hallo auf allen Seiten. Der erste Tag klingt bestens aus. Wir freuen uns schon sehr auf morgen.

Hier gibt es das Video zur Buchvorstellung "Der Junge auf dem Berg": zur Facebookseite des Arbeitskreises für Jugendliteratur

Autoren Autoren Autoren... Heute werden wir gefordert. Um halb 10 sind wir auf der Messe. Die Sonne lacht und es ist schon einiges los. Unser erster Termin führt uns zu Henriette Zeltner, die Angie Thomas' Roman "The Hate you give" übersetzt hat. Wir stellen viele Fragen zu der Übersetzung, gerade das Thema der passenden Übertragung von Jugendsprache beschäftigt uns alle. Wir alle hoffen, dass dieses Werk den Preis heute Abend gewinnt, schließlich ist es unsere Nominierung! Gleich danach werden uns beim Beltz Verlag die geplanten Neuerscheinungen des Frühjahrs vorgestellt. Hier diskutieren wir lange über die Gestaltung von Buchcovern und die Meinungen des Leseclubs werden sehr ernst genommen. Im folgenden Gespräch mit der Autorin Antje Wagner tauchen wir in ihr neues Werk ein, erfahren viel über die Arbeit von Autoren und auch die Einschränkungen durch Verlage. Ein Zwischenstopp im Juryraum lohnt sich immer. Hier herrscht Ruhe und es gibt Verpflegung. Nina und Rosina düsen nun zur Probe für den großen Abend! Wir anderen treffen Maja Nielsen, die einen spannenden Roman über Rosa Luxemburg und die Geschehnisse 1918/19 geschrieben hat. Wir sind gleich vom Thema und der Autorin begeistert. Es werden Kontakte für ein mögliches Projekt an der Schule geknüpft. Hier könnten die Projekttage zum Schulkonflikt weitergeführt werden. Gehen wollen wir nicht, doch steht das nächste Treffen an. Iain Laurence hat sich von seiner kanadischen Insel auf die Buchmesse getraut und erzählt von Adlern, den Ponys bei der Expedition zum Südpol, Kindern, die gegen Polio kämpften, Albinos, Leuchttürmen und Drachen - den Themen seiner Bücher. Wir sind gebannt, dürfen uns jeder eines aussuchen und nach langem Geplauder rennen wir zum Jurytreffen....

Ach... Die Wege sind weit hier in Frankfurt... Nun treffen wir alle anderen Leseclubs und die Kritikerjury. Es findet ein munterer Austausch über Lieblingsbücher und Neuerscheinungen statt. Wir diskutieren natürlich wie immer auch über die Kriterien, die ein Buch zu einem Favoriten machen. Nur noch eine halbe Stunde... Zeit etwas Sonne zu tanken, dann geht es in den großen Saal und die Preisverleihung beginnt. Knapp 2000 Menschen sind gespannt, wer dieses Jahr gewinnt. Jugendliche, Verleger, Autoren, Illustratoren, Übersetzer - alle sitzen nervös im Publikum. Die Preise werden von Franziska Giffey, der Familienministerin, übergeben. Sie betont, wie alle anderen Redner auch, die wichtige Rolle, die das Lesen und die Motivation und Lust daran und dazu für die gesellschaftliche Teilhabe spielt. Endlich tritt auch die Jugendjury mit ihrem Theaterstück auf... Ein echter Erfolg! Und gleich ein doppelter: der Preis geht an unsere Nominierung! Wir jubeln und freuen uns! Was ein Abschluss nach fünf Jahren unendlich bereichender Arbeit. Unsere Amtszeit geht zu Ende, einige sind sehr wehmütig, hat sie die Arbeit im Leseclub doch seit Eintritt ans CvO begleitet. Wir schmieden aber schon neue Pläne und werden vor allem eins tun: ganz viel lesen... Die Taschen sind voll!

Der Samstag ist für uns Messeexperten im Prinzip ein Grauen: Publikumstag!
Doch findet um 10 Uhr die Vorstellung der Preisträger statt, unser letzter Termin. Diesmal versammeln sich alle im neuen luftiglichten Pavillion der Buchmesse. Wir statten uns mit Yogitee aus dem Lesezelt aus und freuen uns auf weitere Gespräche mit den Gewinnern. Das Übersetzen steht thematisch im Fokus, wurde der Preis für das Gesamtwert dieses Jahr doch in dieser Sparte vergeben. Es ist beeindruckend, die vielfältigen Leistungen und möglichen Stolperfallen bei der Übertragung in eine andere Sprache zu erkennen. Wir sind froh, so tolle Übersetzer zu haben, die uns so erst Einblicke in fremde Welten, Kulturen und Literaturen ermöglichen. Ein weiterer Schwerpunkt in der Diskussion erörtert die besonderen Möglichkeiten von Literatur in Gesellschaft zu wirken. Die ausgezeichneten Jugendbücher (Angie Thomas "The Hate you give", Manja Praekels "Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß") setzen sich mit den aktuellen Themen Rassismus und Rechtsradikalismus auseinander.
Nach dieser Veranstaltung heißt es schieben. Die Gänge sind voll, Massen wollen von A nach B. Wie angenehm die Fachbesuchertage sind merkt man jedes Jahr erst, wenn sie vorbei sind. Wir besuchen noch eine Lesung, flüchten nach draußen und ganz Mutige stürzen sich in die Halle der Manga Convention. Erschöpft erreichen wir am Nachmittag den Zug. Auf der Fahrt nach Hause schwelgen wir schon in Erinnerungen, tauschen Erlebnisse aus und schmökern in den Messefundstücken. Wunderbar, dass Bücher und Worte, dass Sprache uns so bereichern kann!