„Carpe diem“ oder „veni, vidi, vici“ – du hast diese Wendungen schon einmal gehört und möchtest gerne mehr wissen? Begriffe wie Plusquamperfekt oder Akkusativobjekt liegen dir nicht so besonders? Du bist hocherfreut, dass es eine Fremdsprache gibt, bei der man alles so ausspricht wie es aussieht? Du hast die Vermutung, dass Harry Potter bei seinem Zauberspruch „expelliarmus“ etwas falsch gemacht hat oder möchtest Asterix auf Latein lesen? Dann solltest du dich unbedingt näher mit Latein befassen, denn mit diesen und vielen anderen Themen werden wir uns im Lateinunterricht am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium beschäftigen.
Latein kann man am im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts ab der 8. Klasse als dritte Fremdsprache zusätzlich belegen. Die Stundenverteilung sieht so aus:
8. Klasse 3 Stunden
9. Klasse 4 Stunden
10 Klasse 2 Stunden (und die Wahl eines weiteren Wahlpflichtfaches)
Latein wird an unserer Schule als Grundkurs in der Oberstufe fortgeführt und kann auch als Abiturfach für eine mündliche oder schriftliche Prüfung gewählt werden. Auch das Latinum wird mit Abschluss des vierten Semesters im Rahmen des Grundkursunterrichts ohne zusätzliche Prüfung erworben, wobei die Note mindestens „ausreichend“ sein muss.
Im Urlaub die ersten Sätze mit lateinischen Muttersprachlern austauschen? Dies kann der Lateinunterricht leider nicht bieten: Latein, die Sprache der Römer, beherrschte zwar lange Zeit die europäische Welt, doch mit der Renaissance begann der Rückgang der lateinischen Sprache. Ländereigene Dialekte, aus denen sich die heutigen romanischen Sprachen Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Rumänisch entwickelten, ersetzten allmählich das Lateinische.
Warum sollte man auch heute noch Latein lernen?
Vom Lateinischen als Muttersprache Europas lassen sich ca. 80% des Vokabulars der romanischen Sprachen ableiten. Doch auch im Englischen und Deutschen finden wir im Wortschatz viele lateinische Wurzeln: So lässt sich beispielsweise ein Drittel des deutschen Grundwortschatzes direkt auf einen unveränderten lateinischen Wortstamm zurückführen. Wir benutzen also unbemerkt jeden Tag Latein, z. B. indem wir Experimente (lat. experimentum) durchführen, ein Fenster (lat. fenestra) öffnen oder in den Keller (lat. cella) gehen. Somit unterstützt Latein als Basissprache das Erlernen moderner Fremdsprachen, vor allem durch Sprachvergleich. Die Reflexion über Sprache an sich schult aber auch in hohem Maße die deutsche Sprachbildung und führt dadurch zu einem besseren Verständnis der deutschen Grammatik.
Grundlagen der europäischen Kultur werden durch die Beschäftigung mit antiken Texten aus den Bereichen Geschichte, Rhetorik, Philosophie, Dichtung und Mythologie vermittelt. Dabei erkennen wir, dass Themen wie Liebe, Intrige und Verrat, das Nachdenken über den Sinn des Lebens oder die Frage, wie man mit einer Rede möglichst viele Menschen beeindrucken kann, scheinbar zeitlos gültig sind. Auch in der Antike wurden Antworten auf Fragen des menschlichen Miteinanders, nach dem glücklichen Leben oder dem Verhältnis zwischen Göttlichem und Menschlichem gestellt und die Antworten erscheinen immer wieder erstaunlich aktuell.
An vielen Universitäten ist Latein Voraussetzung für eine Reihe von Studienfächern, z. B. Archäologie, sprachwissenschaftliche, philosophische oder historische Fächer, wobei die Regelungen an den einzelnen Universitäten jeweils unterschiedlich sind. Nicht selten stellt es für viele Studentinnen und Studenten eine große Hilfe dar, z. B. im Jura- oder Medizinstudium.
Wie sieht der Lateinunterricht an unserer Schule aus?
Anders als im modernen Fremdsprachenunterricht ist die Unterrichtssprache im Lateinunterricht nicht Latein, die Kommunikation findet auf Deutsch statt. In den ersten drei Lernjahren arbeiten wir an unserer Schule mit dem Lehrwerk „Prima brevis“, das speziell für die dritte Fremdsprache konzipiert ist und den Bogen spannt vom Alltagsleben über wichtige Orten in Rom bis hin zu bedeutenden Beispielen aus der römischen Geschichte. Wir werden bekannt gemacht mit wichtigen Göttern und Mythen sowie dem Fortwirken Roms in seinen Provinzen und im Mittelalter.
Im Unterricht lernen wir die lateinische Sprache, übersetzen lateinische Texte ins Deutsche und schlagen die Brücke zu den modernen Fremdsprachen. Gerade bei der Umsetzung von Inhalten bietet sich Handlungsorientierung an oder Projektarbeit. Außerdem besuchen wir aktuelle Ausstellungen und Museen.
Unterrichtet wird Latein von Frau August, Frau Lipinski und von Frau Dr. Kimmel.
- Bericht von Frau Lipinski, Lateinlehrerin am CvO und Reisebegleiterin -
Historische Momente während der Studienfahrt nach Rom
Während alles noch schlief, trafen sich am Montag um 4.20 am Bahnhof Gesundbrunnen zwanzig recht müde Schülerinnen und Schüler der Lateinkurse aus dem Jahrgang 10 und 11 mit Frau Dr. Kimmel und Frau Lipinski, um zur Studienfahrt nach Roma Aeterna aufzubrechen und den zeitigen Flug nach Rom-Fiumicino zu nehmen.
Vor Ort angekommen konnten wir glücklicherweise das Gepäck schon einmal im Hotel abstellen, um einen ersten Eindruck von der ewigen Stadt zu bekommen. Die Beerdigung von Papst Franziskus hatte unmittelbar vorher stattgefunden und so stießen wir auf dem Weg zu unserem ersten Treffpunkt, dem Tritonbrunnen auf der Piazza Barberini, auf viele Menschen am Grab von Franziskus in der Santa Maria Maggiore. Von dort aus begannen wir unsere erste „kleine“ Tour durch das moderne Rom, vorbei an den spanischen Treppen, der Piazza del Populo bis zum berühmten Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona.
Nach diesem Fußmarsch und aufgrund der kurzen Nacht waren alle ziemlich platt, sodass wir alle weiteren Pläne auf den kommenden Tag verschoben und stattdessen im Hotel eincheckten. Wir hatten aufgrund der eher negativen Internetbewertungen des Hotels keine großen Erwartungen, wurden aber insgesamt positiv überrascht.
Der erste Abend endete jedoch recht früh, auch, weil die erste Führung durch das „moderne“ Rom am Dienstag wieder sehr früh geplant war. An den Spanischen Treppen trafen wir uns mit einer sehr resoluten älteren Dame, die uns zwei Tage lang begleitete und eine ausgesprochene Vorliebe für runde Jahreszahlen und Bernini hatte. Dank ihrer zahlreichen Tipps wissen wir jetzt ganz genau, wo die teuerste Eisdiele ist, wie wir schlechte von guten Palazzi unterscheiden und – für Touristen möglicherweise am wichtigsten – wie wir uns in Rom richtig verhalten, wenn wir Toiletten suchen. Wir hatten aufgrund des Heiligen Jahres und des anstehenden Konklaves viele Menschen erwartet, dem war erfreulicherweise überhaupt nicht so: Am Trevi-Brunnen beispielsweise hatten wir optimale Sicht und konnten dort gemütlich entlang spazieren. Nach einer Mittagspause trafen wir uns an der Pyramide, um mit der Bahn und bei bestem Wetter zu den Ausgrabungen nach Ostia Antica, den ehemaligen Hafen der Stadt, zu fahren. Dort konnten wir diverse Mosaike, Reste der Thermenanlagen sowie sogar ehemalige Latrinen besichtigen, allerdings dieses Mal in Eigenregie mit sachkundigen Schülerinnen und Schülern als Guide. Da die Führung zum antiken Rom erst am frühen Nachmittag geplant war, nutzten wir die Chance, am Vormittag einmal die unglaublich volle Metro kennenzulernen und direkt zum Petersplatz zu fahren, wo der Gottesdienst der Kardinäle zur Eröffnung des Konklaves stattfand und auf den Petersplatz übertragen wurde. Während wir gemeinsam mit vielen Menschen einen Eindruck des Gottesdienstes bekamen, ging es für ein paar Schülerinnen und Schüler unserer Gruppe in einem theologischen Disput mit zwei fundamental Gläubigen im wahrsten Sinne des Wortes um „Gott und die Welt“. Am Nachmittag betraten wir erneut mit sachkundiger Führung das Kolosseum und das Forum Romanum und ließen die antiken Spuren auf uns wirken. Wir erfuhren Erstaunliches über die Vestalinnen und ließen uns die vielen unterschiedlichen Bebauungszeiträume auf dem Forum ausführlich erklären. Danach waren alle ziemlich erledigt und brauchten erst einmal eine Pause, zumal wir uns am Abend zum gemeinsamen Essen in Trastevere verabredet hatten, zu dem auch der Patenonkel einer Schülerin dazu stoßen sollte, der als sachkundiger Korrespondent vom Konklave berichtete. Da der Rauch des Konklaves am ersten Tag aber auf sich warten ließ, trafen wir uns dann nur noch in kleiner Runde und erfuhren einiges Insider-Wissen, unter anderem den Tipp, am kommenden Abend einmal zum Petersplatz zu gehen, um den Rauch mitzuerleben. Donnerstag brachen wir erneut früh auf, um die Katakombe der Santa Domitilla zu besichtigen und uns von einem Priester Erstaunliches über die Gräber der ersten Christen anzuhören. Wir erfuhren, dass es über 50 Katakomben mit ca. 600km Länge gibt, dass die Temperatur unten konstant 17 Grad sind und dass die Domitilla-Katakombe mit ca. 17 Kilometern Länge die größte sei. Außerdem warnte der ältere Herr die „Jungen mit preußischem Gardemaß“ davor, sich an den recht kleinen Decken zu stoßen. Der durchschnittliche Römer sei nur ca. 1,60m groß gewesen, daher die kleinen Durchgänge. Der letzte Nachmittag in Rom war eigentlich als Freizeit geplant, dennoch brachen wir in recht großer Runde erneut zum Petersdom auf, um ihn einmal von innen zu besichtigen und durch die Heilige Pforte hindurch zu gehen. Erneut mussten wir überhaupt nicht warten und konnten am späten Nachmittag sogar noch die großartige Aussicht von der Kuppel des Doms genießen. Und noch während wir oben waren, kam er tatsächlich: der weiße Rauch! Kurz darauf setzte Glockenläuten ein, innerhalb von Minuten füllte sich der Petersplatz und wir waren live dabei. Da wir aus dem Dom kamen, standen wir direkt vorne und konnten die Verkündigung: „Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Papam!“ und die anschließende Rede des neuen Papstes Leo XIV. live miterleben. Ein unglaublicher Moment, den wir sicher so schnell nicht vergessen werden, und unser letzter Abend in Rom.








- Bericht von der Fachgruppe Latein, Frau Lipinski und Frau August -
Am 23. September 2024 unternahmen die Latein-Wahlpflichtkurse der 8., 9. und 10. Klassen mit insgesamt ca. 40 Schülerinnen und Schülern sowie drei Lehrkräften einen spannenden Ausflug nach Potsdam.
Im Mittelpunkt stand der Besuch des Parks Sanssouci, um die Spuren der römischen Antike in der preußischen Architektur zu erkunden. Der Rundgang startete am Neuen Palais, wo die Schülerinnen und Schüler u.a. die Geschichte um den trojanischen Krieg ausgelöst durch die Entführung der schönen Helena, der Ehefrau des griechischen Königs Menelaos, durch Paris, den Sohn des trojanischen Königs Priamos, darstellten. Auch den antiken Mythos um Theseus und Ariadne spielten die Schülerinnen und Schüler in einem kleinen Theaterstück nach. Diese tragischen Sagen aus der griechischen Mythologie gaben einen lebhaften Einstieg in den Tag. Im Park besuchten die Schülerinnen und Schüler den Freundschaftstempel, der sich an römischen Vorbildern orientiert, und die Römischen Bäder, deren Architektur stark an antike Thermen erinnert. Weiter ging es zum Musenrondell, wo die Schülerinnen und Schüler in Form eines interaktiven Spiels (Quartettspiel) die Eigenschaften der Musen, wie Thalia (Muse der Komödie) und Kalliope (Muse der epischen Dichtung), kennenlernten. Ein Höhepunkt war die Große Fontäne, die mit ihrer beeindruckenden Wasserkunst an die römischen Gärten erinnert. Der Ausflug endete am Schloss Sanssouci, wo die Schülerinnen und Schüler die Porträts römischer Kaiser bewundern konnten.
Dieser Ausflug bot eine wunderbare Möglichkeit, das in der Schule Gelernte hautnah zu erleben und die antike Kultur auf lebendige Weise in der preußischen Geschichte wiederzuentdecken und die Bedeutung der Antike für die europäische Kulturgeschichte zu erfassen.

